Zwischenräume und ähnliche Phänomene

Der ZwischenRaum erscheint als ein sich erweiterndes Phänomen einschließender Ausschließung: Er verweist auf einen sich offensichtlich ausdehnenden Raum des Nicht-Sehens oder Nicht-Verstehens um projektiv konstruierte Wirklichkeiten aufzureißen. Sein Erscheinen wird als unvermittelt auftretender Dialog des mutmaßlich Eigenen mit dem augenscheinlich Fremden erlebt und sein jähes aber zeitbrechendes Auftauchen kann zu schlagartiger Erkenntnis in bester Zen Manier führen.

Der ZwischenRaum ist ein Phänomen der Raumzeitfuge, in dem wir uns gegenwärtig befinden. Er kann je nachdem als Zeitfalle oder als Zeitschloss in Erscheinung treten. Eine deutlich wahrnehmbare Dehnung der Zeit oder die Strategie der Verwirrung ist ein Nebenprodukt des ZwischenRaumes, dort wo er sich als Phänomen der Kommunikation oder interpretativen Wahrnehmung definiert, ein Phänomen mit der Eigenschaft, sich schockwellenartig über den ZwischenRaum auszubreiten und dabei jeweils andere Protagonisten kurzfristig lahmzulegen.

Trotzdem ist er weder zeitlich noch örtlich beschränkt, sowohl sein Anfang als auch sein Ende lassen sich erst aus einiger ebenso zeitlicher wie örtlicher Entfernung erkennen, da er gewissermaßen Ungereimtheiten aufweist: nähert man sich ihm rasch, so weicht er scheinbar zurück, kommt man auf ihn zu, so zuckt er zusammen, will man sich jedoch aus ihm entfernen, so rückt er nach, im virtuellen Raum ist er einfach da.

Egal was man in ihn hineingibt oder aus ihm herausholt, mit welchen Mitteln man ihn auch zu durchdringen versucht, der ZwischenRaum bleibt in gewisser Weise eine Terra incognita.

Achtung ZwischenRaum/mind the gap – die Dinge sind nicht immer das, als was sie erscheinen! Dass wir dank moderner Technologien ZwischenRäume zu überbrücken vermögen, ist keine Garantie dafür, das wir das Fremde im Eigenen sehen oder das „Andere“ in seiner Denkungsart verstehen, anders gesagt: Nicht jeder ZwischenRaum, der über eine Brücke verfügt ist auch tatsächlich überbrückbar!

Verfügt der ZwischenRaum über eine eigene Identität, oszilliert er in der des jeweiligen Denkzusammenhanges, anders gesagt, handelt es sich dabei um einen subjektiven Konstruktionsprozess oder um die Verwirklichung einer „im Wesen liegenden Norm“ oder ist er schlichtweg ein „Side Product“ im evolutiven Selbsterschaffungsprozess sogenannter nichttrivialer Maschinen und Kunst ein ZwischenRaum, der eigentlich nicht sein muss?

Der diskrete Charme von kulturellen ZwischenRäumen liegt in ihrer Fähigkeit, dem Sog der Systeme zu widerstehen und stattdessen selbstregulative Schaffenswelten und Lebensräume zu etablieren, wo freier Austausch auf allen Ebenen stattfinden kann.

"Triff eine Unterscheidung! Nenne die erste Unterscheidung. Nenne den Raum, in dem sie getroffen wird, den Raum, der durch die Unterscheidung geteilt oder gespalten wird. Nenne die Teile des Raumes, der durch die Teilung oder Spaltung gebildet wird, die Seiten der Unterscheidung oder wahlweise die Räume, Zustände oder Inhalte, die durch die Unterscheidung unterschieden werden. Nenne den Raum, der durch jedwede Unterscheidung gespalten wurde, zusammen mit dem gesamten Inhalt des Raumes den ZwischenRaum.
Nenne die Form der ersten Unterscheidung die Form des ZwischenRaumes"
(frei nach „Laws of Form“, Spencer Brown)

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